Was wir von einem Kamel lernen können

Interview mit unserer Resilienz-Expertin Petra Lewe

Stellen Sie sich vor, Sie würden gerade neben diesem Kamel durch die Wüste wandern. Zu heiß? Zu trocken? Nicht gerade Ihr Lieblingsort?

Wie sieht es denn gerade aus, wo befinden Sie sich aktuell?

  • Im Büro, auf Abstand mit den Kolleginnen und Kollegen?
  • Zuhause, parallel im Home-Schooling und im mobilen Arbeiten?
  • Getrennt von Familie und Freunden?

Viele Dinge fallen uns aktuell, aber auch im Laufe unseres Lebens nicht leicht. Aus diesen Erfahrungen lernen wir und bauen durch diese Erfahrungen eine gewisse Widerstandsfähigkeit auf.

Wir haben uns mit unserer Resilienz-Expertin Petra Lewe zu diesem Thema ausgetauscht. Frau Lewe hat bereits bei uns zwei digitale Impulsvorträge zu dem wichtigen Thema Resilienz gehalten und bietet[nbsp] im Februar und März mehrere POWER-Workshops bei uns an.

Frau Lewe, was ist überhaupt Widerstandsfähigkeit und wie schaffen wir es Krisen zu überstehen?


Petra Lewe: Schauen wir uns noch einmal das Kamel an, denn dieses Tier bietet uns einige gute praktische Beispiele.

Um wahre Widerstandsfähigkeit zu erreichen und Krisen gut durchstehen zu können, ist sowohl Standfestigkeit als auch Beweglichkeit vonnöten. Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, wird schnell klar, wenn man sich die Strategien von Kamelen für den Umgang mit Sandstürmen näher betrachtet. Tagelange Sandstürme, in denen das Atmen zur Qual wird, brauchen ein stoisches Gemüt und ein hohes Maß an Ausdauer. Doch Härte alleine ist auch nicht sinnvoll, es braucht auch die richtige Strategie. Wenn ein Sturm zu stark wird, sammelt sich die Kamelherde, damit kein Tier verloren geht, und kauert sich auf die Knie, um die Angriffsfläche für den Sturm zu verringern. Ähnliches gilt auch für die Widerstandsfähigkeit von uns Menschen. Sich selbst gut zu führen gehört zweifelsohne zu den anspruchsvollsten Aufgaben sowohl im Privat- als auch im Berufsleben.


Menschen gehen ja sehr unterschiedlich mit „Sandstürmen“ oder auch Krisen um. Wo liegt hier der Ursprung?


Petra Lewe: Die Art oder Beschaffenheit der Widerstandsfähigkeit unterscheidet sich in der Tat von Person zu Person.

Manche Menschen haben schlicht eine sprichwörtlich „dicke Haut“ und lassen sich von nichts aus der Ruhe bringen. Dafür bekommen sie vielleicht auch weniger von den Emotionen der Menschen in ihrem Umfeld mit. Andere wirken vielleicht weniger stabil, haben aber im Laufe ihres Lebens viele Strategien und Bewältigungsmechanismen erlernen müssen, die ihnen mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen sind.

Beide Personen können gleichermaßen widerstandsfähig oder auch resilient sein – aber auf eine andere Art und Weise.

 

Wie kann denn nun jeder von uns, egal, wie er aktuell aufstellt ist, Widerstandsfähigkeit aufbauen?

Petra Lewe: Es verhält sich mit der Beschaffenheit der Resilienz ähnlich wie mit den Höckern bei Kamelen. Entgegen der landläufigen Meinung wird hier nicht Wasser, sondern Fett gespeichert.

Je größer die Höcker eines Kamels sind, desto mehr Fett kann es darin dauerhaft einlagern. Kamele mit mehr Fettreserven können länger in lebensfeindlichen Umgebungen überleben. Kurz gesagt: Sie halten mehr aus. Kamele mit kleineren Höckern müssen dagegen mit ihren Energien haushalten und sich auf ihre Stärken konzentrieren. So sind sie beispielsweise leichter und kommen daher schneller im tiefen Sand voran. So brauchen sie weniger Energie und erreichen die nächste Wasserstelle früher. Ein bestimmtes Maß an Wüstentauglichkeit lässt sich also mit verschiedenen Bauweisen erreichen. Ein Kamel mit großen, gut gefüllten Höckern kann zweifelsohne lange Strecken durch trockene und staubige Wüsten zurücklegen. Allerdings kann es dies nicht besonders schnell tun. Ein Kamel mit kleineren Höckern mag dagegen vergleichsweise fragil und wenig ausdauernd erscheinen. Aber es kommt leichter und schneller voran und benötigt daher auch weniger Energiereserven.

 

Was genau macht uns krisenfest in schwierigen Situationen?


Petra Lewe: Die Fähigkeit von Kamelen und ihren Artgenossen, mit Trockenheit, schwankenden Temperaturen und Sandstürmen zurechtzukommen, basiert auf unterschiedlichen Faktoren. Einige Schutzfaktoren wie die Größe der Höcker sind angeboren, andere Kompetenzen, wie Gelassenheit, Ausdauer und die Fähigkeit, Wasserlöcher zu finden, müssen dagegen erst entwickelt werden.

 

In dem SWW-Lernangebot „„Mehr Energie und Power im beruflichen Alltag“ beschäftigen wir uns Ihrer Widerstandsfähigkeit. Gemeinsam schauen wir uns an, wie Widerstandsfähigkeit entsteht und entwickelt werden kann. Konkret und ganz praktisch beschäftigen wir uns mit folgenden Themen:

  • Wie kann ich meine mentale und körperliche Fitness in Beruf und Alltag erhalten?
  • Wie kann ich Stress effektiv bewältigen?
  • Wo liegen meine persönlichen Schutz- und Risikofaktoren?
  • Wo liegen meine persönlichen Stärken?

 

Frau Lewe, vielen Dank für die Einblicke in dieses spannende Thema. Vielleicht noch abschließend: Wem genau empfehlen Sie die Teilnahme an den Workshops?


Petra Lewe:

Der Workshop richtet sich an alle Interessierten, die mehr darüber erfahren und erlernen wollen, wie gesunde Selbstführung gelingt, um die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit besser bewältigen zu können.

Selbstführung ist dabei nicht zu verwechseln mit Selbstmanagement oder Selbstorganisation. Während es bei letzteren beiden Punkten darum geht, sich effizienter zu organisieren, dreht sich in der Selbstführung alles darum, die richtigen Dinge zu tun.

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